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Unsere Exkursion in die südharzer Gipskarstlandschaft `25

Allgemein,  Nachhaltigkeit & Umweltschutz,  Natur erleben
Gruppe wandert auf schmalem Felsenpfad im Wald.

Zwei wundervolle Tage in der Südharzer Gipskarstlandschaft sind beendet: Unseren Wander-Ausflug in eine einzigartige Umgebung voll von Entdeckungen, spannenden Gesprächen, wissenswerten Erkenntnissen und kulinarischen Höhepunkten konnten wir als vollen Erfolg verbuchen! Trotz (oder gerade wegen!) eines holprigen, nassen Starts können wir uns nun stolz als „wasserfeste“ Gipskarst-Abenteuer*innen sehen.

Am 26. und 27. September verbrachten wir gemeinsam mit der BUNDjugend Thüringen und insgesamt 13 jungen Menschen beider Bundesländer zwei tolle Tage im Südharz. Unsere Exkursion wurde von beiden Landesverbänden organisiert und nach einer regen Teilnahme beim vorbereitenden Info-Webinar am 22. September freuten wir uns umso mehr, die ersten Eindrücke in Echt zu bestaunen! Den Teilnehmenden wollten wir die Möglichkeit bieten, sich intensiv mit dem Rohstoff Gips und den Konflikten zwischen Abbau, Natur- und Anwohnendenschutz auseinanderzusetzen. Natürlich sollte die sportliche Aktion und flauschige Zeit zum Vernetzen nicht zu kurz kommen 🙂

Waldlandschaft mit Felsen und Laubbäumen
Henriette Worms

Am Freitagnachmittag trafen wir uns nach unterschiedlicher Anreise am Bahnhof Bennungen, wo wir schon mit etwas Verspätung die erste Wanderung starteten. Die Reisegruppe legte ca. 10 Kilometer bis Hainrode zurück. Dabei gelangten wir beispielsweise durch Questenberg, ein Ort der komplett von den großen, weiß-gräulichen Gipskarstbergen umschlossen ist. Hinter dem Ort konnten wir direkt zwei Bachschwinden begutachten, die (wie der Name verrät) von einem im Boden verschwindenen Bach zeugen. Den zweiten Teil der Strecke legten wir in strömendem Regen hinter uns, was unserer Stimmung aber keinen Abbruch brachte. Nass, aber zufrieden, erreichten wir den kleinen Ort Hainrode und… mussten zum Glück nicht mehr unsere Zelte aufschlagen.

Wir kamen im Gemeinschaftshaus des Ortes unter, freuten uns über heißen Tee und ein fertiges Abendessen, ehe es zum politischen Teil des Ausflugs kam. Die ansässige Bürgerinitiative rund um Daniel Reineberg erzählte vom aktuellen Konflikt mit der Firma Knauf, die die Region zur Gewinnung von Gips zur Herstellung von Gipskartonplatten nutzen möchte. Gespannt lauschten wir der langen Geschichte des Ortes, der hier seinen sanften Tourismus und ein ruhiges Leben in schöner Natur in Gefahr sieht. Schon am Freitagabend hatten wir doch gesehen und erfahren, wie einzigartig die Natur an diesem Ort tatsächlich war!

Nach einer gemütlichen Nacht im großen Schlafsaal und einem ausgiebigen Frühstück (für die Frühaufstehenden mit Besuch des Dorfladens), wollten wir uns dann noch davon überzeugen lassen, dass der Raubbau an Natur und Anwohnenden eigentlich doch nicht sein muss. Die Bürgerinitiative zeigte am Beispiel einer Scheune, dass anstelle von Gipskarton auch Platten aus Stroh und Lehm zum Hausbau geeignet und bereits auf dem Markt vorhanden waren. Warum die Firma Knauf anstatt auf nachhaltige Ressourcen weiter auf einen endlichen Rohstoff setzen möchte, das bleibt wohl deren gewinnbringende Strategie…

Tisch mit Baumaterialien und Infoplakaten auf Dachboden.
Henriette Worms
Holzkreuz auf grüner Wiese mit Schild
Henriette Worms

Anschließend legten wir eine weitere Wanderung auf eine Anhöhe nahe Hainrode zurück, vorbei an Erdrutschlöchern, Bachschwinden, Höhlen und Dolinen, die die Region hier sichtlich prägen. Unsere Begleiterin und Referentin Ursula Schäfer konnte die markanten Stellen zeigen und erklären, während wir nach diversen Pflanzenarten, Pilzen und Tieren Ausschau hielten. Unterwegs begegneten wir einem symbolischen Holzkreuz, wo vor einiger Zeit bereits eine Probebohrung durchgeführt werden sollte – erwiesenermaßen eine rechtliche Grenzüberschreitung! Außerdem kamen wir an einer offen liegenden Stelle vorbei, wo natürlicherweise ein besonderer Gipsstein herausragte. Das Marienglas blieb uns noch in Erinnerung (und manchen in der Jackentasche!), wegen seinem fast gläsernen Aussehen. Die Steinplatten ließen sich leicht auseinandermeißeln und so die zahlreichen, glänzenden Schichtungen begutachten. Geografie, das Spaß macht!

Bevor es langsam wieder Heimwärts ging, lud uns die Dorfgemeinschaft zum Kaffee und Kuchen ein: Wir können uns dafür nur bedanken und alles Gute für den weiteren Einsatz für die Natur vor Ort wünschen! Auch alle anderen Teilnehmenden zogen ein positives Fazit und waren zufrieden bei allem theoretischen Wissen, erkenntnisreichen Beobachtungen und einem flauschigen Wochenende mit vielen verschiedenen Menschen. Eine Exkursion, die nicht zum letzten Mal stattfinden sollte!

Was allen klar wurde: Die Südharzer Gipskarstlandschaft ist wirklich weltweit einzigartig! Wir besuchten eine abwechslungsreiche Landschaft, das Zuhause von über 100 seltenen Pflanzenarten, Tieren wie Wildkatze, Luchs, Uhu, Haselmaus und gut 20 verschiedenen Fledermausarten, sowie zusammengewachsenen Menschen in liebenswerten Ortschaften. Trotzdem ist die Landschaft massiv bedroht, obwohl es bereits Möglichkeiten gibt, den Rohstoff Gips besser zu recyclen oder direkt nachhaltiger zu ersetzen. Nach diesem Wochenende und dem intensiven Auseinandersetzen mit dem Thema „Gipskarst“ sind wir als BUNDjugend Sachsen-Anhalt der Meinung, dass diese Region weiter geschützt gehört und nicht wie in Thüringen und Niedersachsen dem Abbau zum Opfer fällt!

Mit Aktionen wie dieser Exkursion macht die BUNDjugend auch deutlich: Der Schutz der Gipskarstlandschaft ist eine Generationenfrage – und betrifft die Zukunft aller.

Macht mit!

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